Erst knallt es laut, dann schießt eine Stichflamme empor. Im naturwissenschaftlichen Trakt des Gymnasiums Langenhagen entzündet sich bei einem Experiment ein explosives Gasgemisch. Zwei Lehrer und mehrere Schülerinnen und Schüler werden bei der Verpuffung verletzt, sie erleiden Verbrennungen, tiefe Schnittwunden und Knochenbrüche. Ein Notruf wird abgesetzt. Die Leitstelle löst einen MANV10-Alarm aus. MANV steht für „Massenanfall von Verletzten“, zehn beziffert die ungefähre Zahl der Verletzten. Feuerwehr und Rettungsdienst fahren sofort zur Schule und gehen in den Einsatz - der war am Sonnabendvormittag zum Glück nur eine Übung.
Mehr als 80 Menschen aus dem Haupt- und Ehrenamt vom Deutschen Roten Kreuz (DRK), der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH), der DLRG und der Ortsfeuerwehr Langenhagen waren an der Übung beteiligt, darunter Notärzte, Praxisanleitende, Mimen, Schminkexperten und Beobachter. Der Fokus aber lag auf 25 Auszubildenden im Rettungsdienst von JUH und DRK, für die die Übung gedacht war. Sie sollten mit dem Konzept und den Abläufen eines MANV-Einsatzes in der Region Hannover vertraut gemacht werden und wertvolle Erfahrungen für ihr zukünftiges Arbeiten sammeln.
Das Besondere an dieser Übung: Sie wurde von zwei angehenden Notfallsanitätern für ihre Kolleginnen und Kollegen organisiert. „Seit Anfang des Jahres haben wir diese Übung geplant. Um ein solches Szenario realistisch darzustellen, waren viele Treffen und Vorbereitungen nötig. Dabei haben wir ganz bewusst alles selbst entwickelt – von der ersten Idee bis zu den kleinsten Details. Für mich persönlich war es eine tolle Gelegenheit, meinen Mitauszubildenden etwas mitzugeben und ihnen praxisnahes Lernen zu ermöglichen“, sagt René Binde, er ist bei den Johannitern im dritten Ausbildungslehrjahr zum Notfallsanitäter.
Etwas später als geplant war der Alarm um kurz nach zehn Uhr ausgelöst worden. Die Ortsfeuerwehr Langenhagen traf als erstes am Gymnasium ein. Den 17 Ehrenamtlichen oblag die Aufgabe, sich einen Überblick zu verschaffen und die Verletzten aus dem Gefahrenbereich zu bergen. Gruppenführer Justin Schütte sagte nach der Übung: „Auch für uns ist ein MANV10 eine seltene Lage. Diese Übung war eine willkommene Gelegenheit, um unser Zusammenspiel mit dem Rettungsdienst zu üben und zu festigen.“
Gegen elf Uhr beruhigte sich das Geschehen auf dem Schulgelände. Alle Verletzten waren in das improvisierte Krankenhaus in der Johanniter-Dienststelle gebracht worden. Dort trafen sich auch alle Beteiligten zu einer ersten Nachbesprechung. Pascal Lehmann, Azubi zum Notfallsanitäter beim DRK zog ein positives Fazit: „Die Vorbereitung und Durchführung dieser Übung hat gezeigt, wie gut die Zusammenarbeit zwischen dem Deutschen Roten Kreuz und den Johannitern funktionieren kann. Von der Planung bis zur Umsetzung konnten wir unsere Abläufe eng abstimmen und ein realistisches Szenario entwickeln. So haben alle Beteiligten die Möglichkeit bekommen, wichtige Erfahrungen für den Ernstfall zu sammeln.“
Foto: Carl Markus Müller