Ein schnelles Wiedersehen mit dem Schulsanitätsdienst in Lehrte

Wie heißt es so schön? Wiedersehen macht Freude. In diesem Fall war der Anlass fürs (schnelle) Wiedersehen zwar kein erfreulicher, eine gewisse Freude bei allen Beteiligten dennoch berechtigt. Gut, dass es den Schulsanitätsdienst gibt.

Ihre erste Begegnung mit Carsten di Palma haben Sophie Hirsch (13), Romy Clermont (14), Flynn Giere und Silas Kirschstein (beide 15) beim 11. Schulsanitätsdienst-Wettbewerb des Roten Kreuzes im Stadtpark. Mit ihren jeweiligen Gruppen zeigen die vier Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Lehrte Mitte Juni an insgesamt 17 Stationen ihr Können. Einer der kritischen Juroren ist: di Palma.

Die vier und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter heimsen unter anderem ein Sonderlob für ihre Kommunikation ein und landen unter 44 Teams auf den Plätzen 10, 12 und 25.

Alarmierung in der 5. Stunde

Tags darauf sitzen Sophie und Silas dann wieder im Unterricht, es läuft die 5. Stunde, als sie via Pieper alarmiert werden. Sie haben an diesem Donnerstag Tagesdienst als Schulsanitäter und eilen nun ins Sekretariat, denn dort gibt es immer die ersten Infos: schwerer Asthma-Anfall bei einem Schüler im Kunstraum. Was sie dann in der Folge fachlich leisten, fasst der wenig später eintreffende Rettungssanitäter so zusammen: „Sie haben alles richtig gemacht und die Lücke in der Rettungskette professionell überbrückt.“

Sophie und Silas teilen sich die Aufgaben, beruhigen und veranlassen umgehend, dass ein Rettungswagen gerufen wird, erkennen aber auch: „Es wird schwer, den Mitschüler allein zu beruhigen und noch den RTW einzuweisen“, wie sich Silas erinnert. Er eilt daraufhin zum Klassenzimmer von Romy und Flynn und bittet die beiden zum Einsatz hinzu. Während sich Sophie und Romy nun ganz um den Mitschüler kümmern können, der hyperventiliert und bewusstlos zu werden droht, ziehen sich Silas und Flynn ihre Westen über und postieren sich vor Schulgebäude an den beiden möglichen Zufahrten für den RTW.

Ich glaube, wir haben jetzt ein kleines Wiedersehen.

Und in diesem sitzt, natürlich, di Palma, zusammen mit einem Notfallsanitäter und einer Auszubildenden, sie rücken aus der Wache in Sehnde an, da die Kolleginnen und Kollegen aus Lehrte gerade alle selbst im Einsatz sind. Während der Anfahrt sagt er zum Notfallsanitäter: „Ich würde mich freuen, wenn der SSD vor Ort ist.“ Wenige Augenblicke später erkennt er Flynn vom Vortag wieder und schmunzelt: „Ich glaube, wir haben jetzt ein kleines Wiedersehen.“

Sie müssen sich nicht durchfragen, werden sofort zum Einsatzort geführt, bekommen eine fundierte Übergabe – all das spart wertvolle Sekunden oder gar Minuten. „Es ist ein enormer Vorteil, wenn ein Schulsanitätsdienst da ist“, erklärt di Palma. Ersthelfer seien die allerwichtigsten Helfer in der Rettungskette. Und: „Die emotionale, soziale Betreuung eines Patienten ist enorm wichtig, und die ist von Schulsanitätern immer hervorragend. Sie gehen ganz anders auf ihre Patienten zu als Erwachsene. Die sprechen häufig eher über als mit dem Patienten.“

Schulsanitäter fast täglich im Einsatz

Auch ihr Mitschüler profitierte vom Einsatz von Sophie, Silas, Romy und Flynn, denen die Zeit bis zum Eintreffen des RTW übrigens wie eine kleine Ewigkeit vorkam, er konnte schließlich mit seiner Mutter nach Hause gehen. Ob epileptische Anfälle, Knochenbrüche oder aber Schürfwunden und Prellungen – die Hilfe der insgesamt knapp 30 Schulsanitäterinnen und Schulsanitäter am Gymnasium Lehrte wird fast täglich benötigt. Sylke Bohlen und Mareike Mathews leiten die Arbeitsgemeinschaft (6. bis 11. Klasse), die weit mehr Engagement erfordert als zwei zusätzliche Schulstunden einmal pro Woche. Romy ist über die Herzensretterwoche, Silas über die Jugendfeuerwehr auf den SSD aufmerksam geworden. Sophie möchte später Notärztin oder Rettungssanitäterin werden und Flynn findet es schlichtweg „sehr praktisch, dieses Wissen zu haben“.

Nicht nur di Palma findet es schön zu sehen, dass es „so engagierte Jugendliche gibt“. Gegen ein Wiedersehen hat er nichts, wenngleich der Anlass mutmaßlich erneut kein erfreulicher wäre.