„Die Sahara fordert drei Mal mehr Opfer als das Mittelmeer“

Empelde. Es sind bedrückende Bilder, die der Student Till Rummenhohl gleich zu Beginn seiner Präsentation zeigt. „Aber sie sind wichtig um zu verstehen, warum die Menschen diese Gefahr auf sich nehmen“, erklärt der 25-Jährige. Diese Gefahr, damit meint er die Flucht aus ihren Heimatländern durch die Sahara und über das Mittelmeer, der jährlich tausende Menschen zum Opfer fallen. Rummenhohl selbst war Teil einer Rettungsmission auf dem Mittelmeer, von der er ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitern des Roten Kreuzes in einem Vortrag im DRK-Haus Empelde berichtete.

Um mehr über die Hintergründe der Flucht zu erfahren hatte Gabriele Allgeier, Geschäftsführerin der DRK-Sozialen Dienste in der Region Hannover, den Hamburger Studenten für den Vortrag nach Empelde eingeladen. „Die Reise der Menschen zu beleuchten ist für uns wichtig, um das Thema und die Einzelschicksale zu verstehen, mit denen wir in der Flüchtlingshilfe täglich zu tun haben“, so Allgeier. Und so schilderte Rummenhohl in seinem Vortrag nicht nur die Fahrt über das Mittelmeer, sondern setzte viel früher an, bei der schwierigen Reise durch die Sahara, bei der mehr als drei Mal so viele Menschen ihr Leben lassen wie im Mittelmeer. Aber auch die Ursachen der Flucht in den Heimatländern schildert der Student den Anwesenden: „Eritrea ist beispielsweise ein kleines Land, aus dem aber täglich tausende fliehen. Es gibt dort einen Wehrdienst ab 16 Jahren, aus dem die Männer aber oftmals nicht mehr zurückkehren“, schildert er. Zudem sei Eritrea das repressivste Land der Welt, noch vor Nordkorea.

All dies sei wichtig, um die folgenden Aspekte zu verstehen, so Rummenhohl. Er war seit Sommer 2016 mit der zivilgesellschaftlichen Organisation SOS Méditerranée auf Rettungsmission, um vor der libyschen Küste Menschen, die auf dem Weg ins geglaubte Paradies in Seenot geraten waren, zu retten. „Die Erlebnisse an Bord der Aquarius haben mich geprägt, meine Erfahrungen werden mich mein Leben lang begleiten“, schildert der 25-Jährige den Zuhörern, die gebannt seinen Erfahrungen lauschten. Ihm sei es wichtig, die Geschichte hinter den Bildern zu klären und den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Im Anschluss an den rund 90-minütigen Vortrag beantwortete Rummenhohl den anwesenden Gästen noch zahlreiche Detailfragen.

Zur Organisation:
„SOS Mediterranee“ ist eine europäische Nichtregierungsorganisation zur Rettung Schiffbrüchiger im Mittelmeer. Sie hat sich 2015 auf Initiative von Handelsschiffkapitän Klaus Vogel und der Leiterin humanitärer Projekte, Sophie Beau, gegründet. Seit Februar 2016 ist sie gemeinsam mit „Ärzte ohne Grenzen“ mit dem Rettungsschiff Aquarius im Mittelmeer im Einsatz. Bis Mitte Februar war „SOS Mediterranee“  über 13.000 Menschen zur Hilfe gekommen. Die Aquarius ist als ziviles Rettungsschiff den gesamten Winter über im Einsatz und rettet Menschen aus akuter Seenot. Die gemeinnützige Organisation finanziert sich ausschließlich durch Spenden.